Joseph Victor von Scheffel: Der Dichter und die Schöne

Der Schriftsteller und Dichter Joseph Victor von Scheffel (1826-1884) war eine literarische Größe im Biedermeier. Bis heute bekannt sind seine Versnovelle „Der Trompeter von Säckingen“ (1854) und der historische Roman „Ekkehard“ (1857). Scheffels heitere Studentenlieder finden sich in dem Band „Gaudeamus“ (1867).

Auf Wunsch des gestrengen Vaters studierte Scheffel Jura und bekam schließlich eine Anstellung am Hofgericht Bruchsal. Sein Herz schlug allerdings immer für die schönen Künste. Auf seiner ersten Italienreise 1852 stellte er fest, dass er eher zum Schriftsteller als zum Maler berufen sei. Die Juristerei hängte er frühzeitig an den Nagel.

Von 1857 bis 1859 arbeitete Scheffel beim Fürsten zu Fürstenberg in Donaueschingen als Hofbibliothekar. In dieser Zeit kam er regelmäßig mit der Kutsche, dem Fahrrad oder sogar zu Fuß in die Linde von Achdorf. Zwei Dinge bezauberten ihn hier: die Kochkünste und die Tochter der Wirtin. Die reizende Josefine Meister hat Scheffel in der Novelle „Juniperus“ verewigt.

Wohl umpflanzt von Hag und Bäumen
Zeigt mit ländlich schlichten Räumen
Achdorf sich als Ausruhnest.
Aus der dicht verzweigten Linde
Rufen wir dem schmucken Kinde
Maria-Gutta – spring mit dem Glas!

Ein Happy End war dem Paar leider nicht beschieden: Scheffel wurde vom Großherzog von Baden geadelt und heiratete 1864 mit Caroline von Malzen eine Frau von Stand. Als die Ehe drei Jahre später zerbrach, zog Scheffel seinen Sohn allein auf. Er lebte schließlich zurückgezogen in seinem Haus in Radolfzell am Bodensee, wo er noch manches Mal von der strahlenden Josefine unter der Linde geträumt haben mag.